Konflikt­management für Bau­projekte

Bauprojekte sind risikobehaftet. Entsprechend sind die Konfliktfelder so vielschichtig und komplex wie der Bauprozess selbst.

Die Menschen, die an einem Bauprojekt beteiligt sind, haben meist unterschiedliche Meinungen und Forderungen zu den Sachthemen. Sie reflektieren eigene Erfahrungen und Erwartungen und bringen diese in die Zusammenarbeit ein. Es entstehen Beziehungen der einzelnen Projektbeteiligten zueinander, die auf den längeren Projektzeitraum gesehen partnerschaftlich oder aber auch konfrontativ verlaufen können. Die Vertragsbedingungen zeigen unterschiedliche Machtgefälle in den einzelnen Projektphasen auf. Die Definition, welche Leistung exakt zu erbringen ist und welche Kompetenzen und Verpflichtungen hierzu bestehen, ist nicht in dem Definitionsgrad möglich, der keine Interpretation mehr zulässt. Die Einflussfaktoren, die aus Umfeldveränderungen, Stakeholdereinmischungen oder aus Änderungen der ursprünglichen Entscheidungen resultieren, potenzieren diese Interpretationsmöglichkeiten zudem. 

In den unterschiedlichen Interpretationen von Sachinformationen liegen die wesentlichen Gründe für Sachkonflikte im Bauprozess.

Die Interpretationsmöglichkeiten sind darin begründet, dass jeder einzelne, der am Bauprojekt beteiligt ist, seine eigene Perspektive auf seinen Beitrag mitbringt und gleichzeitig die Erwartung, wie alle anderen sich verhalten müssen. Die wechselseitige Ignorierung wirtschaftlicher, technischer und menschlicher Erfordernisse ist vorprogrammiert.  

Tragweite von Baukonflikten

Mit dem Bauprojekt verfolgen alle Projektbeteiligten eigene Interessen, die meist unterschiedlich ausgerichtet sind. Die mangelnde Durchsetzung der eigenen Interessen hat i.d.R. wirtschaftliche Konsequenzen oder führt zu einem abweichend erwarteten Nutzen. Im Streit geht es dann um unterschiedliche Interpretationen, Wahrnehmungen und Auslegungen bestehender Verträge.

Der Konflikt birgt akute Gefahren. Je nach Ausgang des Konflikts drohen wirtschaftliche Einbußen, die die ursprüngliche Kalkulation unerreichbar machen. Meist bedeutet dies monetäre Verluste. Zudem erhöht der Konflikt den Einsatz eigener Ressourcen, wie z.B. Zeit, Personal und Sach- oder Geldmittel, um die erforderliche Aktenlage zu schaffen. Nicht zuletzt wird der eigentliche Konfliktgegenstand ausgeweitet, indem Schadensersatzforderungen auf die Konfliktparteien zukommen, für z.B. wirtschaftliche Ausfälle, die indirekt mit dem ursächlichen Konflikt im Zusammenhang stehen. 

Problematisch ist dies vor allem dann, wenn die Entscheidung über den Ausgang des Konfliktes nicht mehr in der eigenen Hand liegt, sondern in den nächsten Jahren vor Gericht getroffen wird. Da Zahlungen, Leistungen oder Bürgschaften zurückgehalten, zusätzlich veranlasst bzw. gezogen werden, greift der nicht gelöste Konflikt direkt auf die Liquidität der Konfliktparteien durch. Da fehlende Liquidität, auch wenn sie nicht selbst verschuldet oder sogar ungerechtfertigt von einem Dritten verursacht wurde, ein Insolvenzgrund ist, können Konflikte, die über einen längeren Zeitraum nicht gelöst werden, die Insolvenz der Konfliktpartei(en) auslösen.

Zudem ist der Markt für Bauleistungen „klein“. Ein Konflikt der eskaliert und negative Emotionen auslöst schadet i.d.R. der Reputation der Konfliktbeteiligten. Folgeaufträge werden in solchen Konstellationen unwahrscheinlich und ziehen somit ebenfalls wirtschaftlichen Schaden nach sich.

Verfahrens- und Ergebniseffizienz

Bei Baukonflikten geht es weniger darum, Recht zu haben, sondern vielmehr um die Erreichung des angestrebten wirtschaftlichen Ergebnisses oder zumindest um die Minimierung von Risiken oder Verlusten.

Je komplexer die Sachverhalte sind und je größer der Grad der technischen und rechtlichen Zusammenhänge ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit der gleichen Interpretation einzelner Sachthemen. Die Konflikte zeichnen sich daher durch asymmetrische Informationen der streitbeteiligten Akteure aus.

Die Effizienz des Konfliktmanagements für das Bauprojekt lässt sich danach beurteilen, wie der Informationsausgleich zwischen den Konfliktparteien organisiert, gefördert und umgesetzt wird. Der Konflikt hat bei der unterschiedlichen Positionsbeziehung der Konfliktparteien zu den asymmetrischen Informationen einen Stand erreicht, der es den Konfliktparteien nicht mehr ermöglicht, selbst für einen konfliktlösenden Informationsausgleich zu sorgen. Das strukturierte Mediationsverfahren kann diese Konfliktlösung schaffen und für den erforderlichen Informationsausgleich sorgen. Zur Klärung baurechtlicher Fragestellungen oder der Begutachtung technischer Zusammenhänge bietet es sich an, dass die Parteien von Fachanwälten im Mediationsverfahren begleitet werden und das Bausachverständige für die einzelnen Spezialthemen hinzugezogen werden. Sofern es den Konfliktparteien im Mediationsverfahren nicht gelingt, die Lösung ihres Konfliktes selbst und eigenverantwortlich zu klären, besteht die Möglichkeit einen Schlichtungsvorschlag zu unterbreiten, den die Konfliktparteien zur Lösung annehmen können (nicht müssen), um den Konflikt zu klären und eine Verfahrensaufblähung zu vermeiden.

Ökonomisch ist das Ergebnis einer Konfliktlösung nur dann sinnvoll, wenn es besser ist, als wenn Sie nicht verhandeln würden (BATNA = Best Alternative to Negotiated Agreement). Dieses Limit für sich klar und eindeutig festzulegen und dieses Limit mit den Personen und Parteien abzustimmen und gemeinsam zu definieren, die auf Ihrer Seite stehen, wird die Grundlage sein, das Beste aus Ihrer Konfliktsituation zu machen. 

Mit der außergerichtlichen Streitlösung können Sie Kosten sparen. Hier gilt es abzuwägen, welcher Aufwand für eigene Ressourcen, Anwalts und Gerichtskosten sowie Gutachterkosten im Gerichtsverfahren anzusetzen sind und alternativ dazu im Vergleich die Kosten für einen Mediator/Schlichter und ggf. benötigte anwaltliche Unterstützungsleistungen und Gutachterkosten für die alternative Streitbeilegung im Rahmen einer Mediation/Schlichtung. 

Perspektivloesung bietet Ihnen als Mediator oder Schlichter das Konfliktmanagement für Ihr Projekt insgesamt und auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten an. Als Master of Mediation und zertifizierter Mediator besitzt Uwe Schäfer die erforderlichen Kenntnisse und Kompetenzen im Konfliktmanagement. Zudem bringt Uwe Schäfer mehr als 25 Jahre Berufserfahrung aus leitenden Tätigkeiten in der Immobilienwirtschaft in die Konfliktlösung ein. Rückfragen und weitere Einzelheiten jederzeit gerne per Mail: info@perspektivloesung.de oder Telefon: 06403-9696994.

Quellen:

AHO-Arbeitskreis: Konfliktmanagement in der Bau- und Immobilienwirtschaft. Heft 37. Berlin 2018.

Hammacher, Peter/Erzigkeit, Ilse/Sage, Sebastian: So funktioniert Mediation im Planen + Bauen. Praxis der Konfliktbearbeitung ohne Gericht. 4. Aufl. Wiesbaden 2018.

Fisher, Roger / Ury, William / Patton, Bruce: Das Harvard Konzept. Die unschlagbare Methode für beste Verhandlungsergebnisse. 25 Aufl. Frankfurt 2015.

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