Handeln im Handel
Die digitale Welt hat eine neue Stufe erreicht und verändert auch die Spielregeln für Handelsimmobilien. Nicht alles, was an Experimentierfeldern möglich ist, wird vom Kunden auch genutzt. Wer schon sein Zuhause verlassen hat und damit die unbegrenzten Möglichkeiten via Computer einzukaufen, will nicht zwingend in den stationären Handel gehen, um sich dort per Chatbots beraten zu lassen oder vom Roboter am Point-of-Sale bedient werden.
Es geht um Zusatznutzen. Nur noch die wenigsten stationären Händler sind Besuchermagneten, die wegen ihrer Waren aufgesucht werden. Daher wird es auch nicht nachhaltig erfolgreich sein, Einkaufsstätten als Konsumtempel zu bewerben. Die Kunden wollen in die Stadt fahren und die Visitenkarte einer Stadt ist die Fußgängerzone mit ihren Geschäften, Lokalen und Dienstleistungen.
Es gilt zu differenzieren, welche Funktionen eine Stadt hat, und dabei muss zwischen Metropolen und ländlichen Regionen unterschieden werden. Die Suche nach unterversorgten Regionen ist in Deutschland nicht erforderlich. Der Markt für Einzelhandelsflächen ist gesättigt. Dennoch werden nach wie vor neue Handelsflächen benötigt oder besser noch alte Handelsflächen revitalisiert. Der Ausweg aus der Stagnation liegt in der Verbesserung. Die zukunftsweisende Handelsfläche muss neue Technologien berücksichtigen, hohen Kundenservice unterstützen, Entertainment- und Erlebnisfaktoren bieten und für den Kunden Orientierung und Convenience schaffen. Am Wichtigsten dabei ist es dann, den Händler für diese Fläche zu finden, der diese zeitgemäßen Vorteile tatsächlich für sein Geschäft nutzt.
Service Power
Die vom Kunden bevorzugten digitalen Innovationen sind meist diejenigen, die im Hintergrund stattfinden, z.B. in der Informationsübermittlung, der Logistik oder den Bezahlvorgängen. Technologie muss Convenience bieten und soll emissionsfrei sein.
Logistik ist das Bindeglied zwischen Herstellern, Händlern und dem Kunden. Neue Servicemodelle lassen sich nur ganzheitlich entwickeln. Die Infrastruktur vorhandener Handelsstandorte bietet Ansatzpunkte für urbane City-Logistik-Hubs. Der Wandel in der Lieferkette schafft Räume für gemeinschaftliche Liefernetzwerke, die ökonomisch wie ökologisch vorteilhaft erscheinen und den Immobilieneigentümern neue Ertragschancen bescheren können. Wer hätte jemals daran gedacht, dass die Rückseite einer Handelsimmobilie in der Zukunft ähnliche Ertragspotenziale bietet wie die Schaufensterfront?
Service ist auch Umweltschutz. Wenn es etwas ersichtliches gibt, was verbessert werden kann, dann sind es die Einsparpotenziale bei der Verpackung. Der stationäre Handel kann hier eine Vorbildfunktion einnehmen und Marktanteile zurückerobern. Die Online bestellte Ware kommt in mehrfachverpackten, mit Füllmaterial gestopften und überdimensionierten Pappkartons nachhause. Für viele Kunden wäre dies Anlass genug, stationär ohne Verpackung einzukaufen, wenn sie damit einen ökologischen Beitrag erbringen, ohne dass es sie mehr kostet oder einen großen Umweg bedeutet. Das bedeutet jedoch, dass die Händler dort sein müssen, wo die Kunden sind oder vorbeikommen.
Wohlfühlangebote
Emotionalität ist Trumpf. Die Kunden lieben Geschichten. Der Einzelhändler, der seine Produkte perfekt kennt, etwas empfehlen kann und Zeit für Tratsch und Klatsch hat, ist authentisch. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist ein Erlebnis individuell einzukaufen und wenn der Kunde sich wohlfühlt, kauft er (mehr) ein.
Einzelhandelsimmobilien werden zukünftig zu Lifestyle-Hubs. Zu Orten, wo man sich mit Freunden und Kollegen trifft, an denen man arbeitet, seinen Gesundheitsberater besucht, sich zuhause fühlt, isst und nebenbei einkauft. Einkaufen braucht Sinn. Dieser Sinn lässt sich aus übergeordneten Megatrends wie Gesundheit, Bildung und Nachhaltigkeit ableiten. Aus diesen Megatrends lässt sich dann auch ein Mietermix ableiten, der den Sinn des Einkaufens verkörpert.
Urbanisation
Um Nähe zum Kunden zu erzeugen, ist die städtebauliche und soziokulturelle Einbettung in das Umfeld enorm wichtig. Handel braucht ein Alleinstellungsmerkmal. Noch mehr vom Gleichen, gibt es genug. Die Menschen aus der Region werden durch verschiedene Verbindungen in die Fußgängerzonen gebracht. Community-Events, lokale Supper-Clubs und Coworking-Spaces machen auch das Einkaufen lebendiger und integrierter. Die Kunden die am Ort sind, die aktiv am Stadtleben teilnehmen, gilt es zum einkaufen zu inspirieren. Diese Kunden wussten zuvor gar nicht, dass sie einkaufen wollten.
Vielfalt ist gefragt. Mischnutzungen bieten vielfältige Möglichkeiten einstige Handelsmononutzungen durch Büros, Arztpraxen, Unterhaltungsangebote, Gastronomie und verstärkt Wohnen zu beleben. Wie in einer typischen Stadt werden somit sich gegenseitig positiv beeinflussende Anziehungspunkte geschaffen, die aus Handelssicht verkaufsfördernd unterschiedliche Nutzungssituationen kombinieren. Das Einkaufen selbst ist dabei nicht mehr der Magnet, sondern wird mit praktischen und unterhaltsamen Erledigungen bzw. Erlebnissen kombiniert.
Einkaufen wird kontextbezogen. Dabei wird es für den Handel zunehmend wichtiger, Empathie für Kaufsituationen zu haben. Diese Anforderung ist eine persönliche Herausforderung für das Personal im Laden, die Aufmerksamkeit, Präsenz und natürlich die richtigen Waren für die passende Einkaufszeit verlangt.
Auf die Gestaltung kommt ebenfalls eine Herausforderung zu. Handelsimmobilien waren oft nach innen orientiert und damit zum direkten Umfeld abweisend, mit z.T. geschlossenen Fassaden. Die Revitalisierung braucht neue Perspektiven auf das Umfeld und wird oft aufwendig werden. Die Handelsflächen der einstigen Magnetbetriebe sind kleiner geworden. Die Veränderung einer Mall bedeutet meist die Neudurchdenkung der gesamten Wegeführung, Erschließung und Fördertechnik, bis hin zum neuen Brandschutzkonzept. Handelsflächen verschmelzen mit Gastronomie- und Dienstleistungsangeboten.
Perspektivloesung bietet Ihnen die Projektleitung für Einzelhandelsimmobilien von der Neukonzeptionierung bis zur Umnutzung von Bestandsbauten insgesamt und auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten an. Rückfragen und weitere Einzelheiten jederzeit gerne per Mail: info@perspektivloesung.de oder Telefon: 06403-9696994.
Quellen:
Schleicher, Theresa: Die Zukunft der Shopping-Center. In: ZukunftsInstitut: https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/handel/die-zukunft-der-shopping-center/
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